Die Rasse Original Braunvieh

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Das Original Braunvieh (OBV) ist eine fleischbetonte Zweinutzungsrasse bei der speziell die Langlebigkeit und Robustheit im Vordergrund stehen, wodurch sich dieser Typus auch für eine extensive Haltung eignet. Ursprünglich war das Original Braunvieh eine in Österreich, der Schweiz und Deutschland gehaltene Rasse. Ab 1965 wurden milchbetonte, großrahmige Bullen aus den USA in die lokale Population eingekreuzt, um die Milchleistung zu steigern. Dadurch wurde das Original Braunvieh nahezu vollständig verdrängt. Durch die Bemühungen verschiedener Züchtervereinigungen und Interessensvertreter konnte das Original Braunvieh jedoch vor dem Aussterben bewahrt werden.

Das Original Braunvieh entstand durch Verschmelzung der verschiedenen Landschläge ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Stammgebiet lag im Zentralalpenraum und umfasste die Schweiz, Vorarlberg, das Tiroler Oberland, Südtirol sowie das deutsche Allgäu. Jedes Zuchtgebiet hatte seine eigenen geografischen Voraussetzungen und züchterischen Schwerpunkte, wobei zwischen den einzelnen Zuchtgebieten ein mehr oder weniger intensiver Zuchtviehaustausch bestand und heute noch besteht. Seit Bestehen der organisierten Braunviehzucht (Herdbuchzucht), wurde das Zuchtziel immer mehr den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst, was zu unterschiedlichen Typen von Zuchtvieh geführt hat.

Bis Mitte der 1960er-Jahre wurde im ganzen Verbreitungsgebiet Original Braunvieh gezüchtet. Mit der Einführung der künstlichen Besamung war es möglich, Sperma aus den USA einzuführen. Dort wurde das ursprünglich aus der Schweiz eingeführte Original Braunvieh konsequent zu einer Milchrasse, dem Brown Swiss, gezüchtet. In den einzelnen Braunviehzuchtgebieten wurde durch diese Einkreuzung das Original Braunvieh unterschiedlich verdrängt. Während es in Österreich, Deutschland und Italien zu einem fast vollständigen Verschwinden der Bestände kam, wurde in der Schweiz ein relativ großer Bestand (über 10.000 Tiere) an Original Braunvieh ohne Brown Swiss Einkreuzung erhalten.

Seit der Einführung des Generhaltungsprogrammes im Jahre 1990 konnten die wenigen Restbestände in Deutschland und Österreich erfasst und vermehrt werden. Original Braunvieh unterschiedlicher Zuchtrichtungen gibt es gegenwärtig in sehr geringem Umfang in Österreich und Deutschland, sowie in größerem Umfang in der Schweiz.

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Beim Original Braunvieh unterscheidet man zwischen verschiedenen Zuchtrichtungen, die unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.

  • Allgäuer OBV/ Österreichisches OBV

Der Bestand umfasst einige 100 Tiere und geht überwiegend auf österreichische Linien zurück, da die Sanierung der Bestände im Zuge der Seuchenbekämpfung in den 30er- und 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts zu großen Importen aus Vorarlberg geführt haben. Das Allgäuer Originalbraunvieh entspricht dem Zuchtziel und ist dem österreichischen OBV gleichgestellt.

 

  • Schweizer OBV

Die Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der schweizerischen Original Braunviehrasse wurde am 12. Februar 1981 gegründet. Sie entstand zu einem Zeitpunkt, als die Einkreuzung mit importiertem Brown-Swiss-Blut die Mehrheit der Braunviehbestände erfasst hatte und absehbar wurde, dass das schweizerische Original Braunvieh innerhalb weniger Tiergenerationen völlig verdrängt sein würde. Im Herdebuch des Schweizer Braunviehzuchtverbandes in Zug, finden sich heute 12.000 original braune Tiere, davon 6.200 Kühe. In der Zucht werden einige hundert Original Braunviehstiere eingesetzt. Das Schweizer Original Braunvieh wird überwiegend als milchbetonte Zweinutzungsrasse ohne Brown Swiss-Blut gezüchtet. Dennoch sind einige Linien nach wie vor interessant, zumal vor der Brown Swiss-Anpaarung ein reger Austausch mit der Schweizer Population bestanden hat.

Die Eigenschaften des Original Braunviehs sind die Langlebigkeit und Robustheit, wodurch es sich für eine sehr extensive Haltung eignet. Die Kühe haben gute Muttereigenschaften, sind anspruchslos, regelmäßig fruchtbar und haben eine hervorragende Aufzuchtleistung. Es besitzt außerdem eine hohe Vitalität und bedingt durch seine Langlebigkeit, eine lange Nutzungsdauer. Auch die Eignung für die Alpwirtschaft und damit ein Zeichen des Kulturgutes, ist nicht zu vernachlässigen. Die gegenüber dem Brown Swiss-Rindern geringere Milchleistung des Original Braunviehs – die Laktationsleistung beträgt etwa 6.000 kg Milch mit 3,8 % Fett und 3,5 % Eiweiß – wird durch die wesentlich bessere Mastfähigkeit und Fleischqualität ausgeglichen. Es können tägliche Zunahmen von 1.200 bis 1.300 g erreicht werden.

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